Hintergrund zum Forschungsprojekt
In Form von Marken- und Produktpiraterie werden deutsche Unternehmen immer häufiger zum Ziel wettbewerbsschädigender und zumeist wirtschaftskrimineller Machenschaften. Der technologische Fortschritt und die verstärkte Vernetzung zwischen Zulieferern, Kunden und Servicepartnern begünstigt das Angriffspotential einer fatalen Abschöpfung von Unternehmens-Know- How. Produktpiraterie bedroht deutsche Unternehmen und kann zu Umsatzverlusten, Imageverlusten und langwidrige Haftungsklagen führen. Unternehmen ist jedoch oft nicht bekannt, was überhaupt das schützenswerte Kern-Know-How ist und welche Informationen preisgeben werden. Angriffe auf das Know-how beginnen bei der Beschaffung öffentlich verfügbarer Informationen, umfassen aber auch die Vorspiegelung falscher Identitäten, das Einschleusen von Spionen bis hin zu Abwerben von Mitarbeitern. Für Unternehmen ist daher entscheidend, kritisches Kern-Know-How aller Unternehmensbereiche zu identifizieren und die Verbreitung einzuschränken. An diesem Punkt setzt Protactive an.
Ziele des Forschungsprojekts
Protactive erarbeitet ein präventives Schutzkonzept für Investitionsgüter durch einen ganzheitlichen Ansatz aus Organisation Technologie und Wissensmanagement. Hierbei beschränkt sich der Protactive-Ansatz nicht nur auf das eigene Unternehmen, sondern betrachtet die Wertschöpfungskette über die Unternehmensgrenze hinaus. Um das Risiko der Informations- und Wissensweitergabe hinsichtlich möglicher Produktpiraterie einzuschätzen und eine bewusste Steuerung der Wissensabflüsse vorzunehmen zu können, wird ein Softwarewerkzeug zur Identifikation von kritischen Informations- und Wissensflüssen entwickelt. Dabei ist angestrebt den Informations- und Wissensfluss zu potentiellen Produktpiraten zu unterbrechen oder zumindest so zu erschweren, dass Plagiate gar nicht, oder stark verzögert erscheinen und deren Erstellung höheren Aufwand erfordert.
Analyse zur Verhinderung des ungewollten Know-How Abflusses
Mit Hilfe der im Projekt entwickelten Methoden werden die Schnittstellen an denen Informationen und Wissen preisgegeben werden systematisch identifiziert und die Inhalte mittels eines Modellierungsverfahrens beschrieben. Anhand eines dynamisch gesteuerten Bewertungsinterviews werden verschiedene Risiken für den Missbrauch der Inhalte, die Vertrauenswürdigkeit der Empfänger und die bereits vorhandene Schutzmaßnahmen untersucht. Auf dieser Basis können gezielte Geheimhaltungs- und Schutzmaßnahmen gestaltet werden.
Der Schutz intellektuellen Kapitals: ein Softwarewerkzeug zur Verminderung von Produktpiraterie
Hauptbestand der Projektergebnisse ist ein Selbstanalysetool. Der Knowledge Firewall Designer (KFD) führt Anwender im Unternehmen in mehreren Schritten durch einen Analyseprozess und identifiziert mit Hilfe von KMDL® handlungsrelevante Schnittstellen zur Einführung von Schutzmaßnahmen.
Projektpartner, Fördermittel und Daten
Das BMBF-geförderte Forschungsprojekt Protactive wurde vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Potsdam durchgeführt und vom Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe (PTKA) - Bereich Produktion und Fertigungstechnologien (PFT) - betreut.
Laufzeit: 2008 - 2010
Ansprechpartner: Gergana Vladova