Hintergrund und Ziele des Forschungsprojekts

Wie agieren Betreiber von kritischen Infrastrukturen, Behörden und Hilfsorganisationen bei einem Notfall und wie kann das Zusammenwirken im Katastrophenschutz verbessert werden? Kritische Infrastrukturen müssen in die Lage versetzt werden, auf Notfälle adäquat zu reagieren und in Folge dessen ihre Funktion weitgehend aufrecht zu erhalten sowie keine Gefährdung für die Gesellschaft darzustellen. Ziel des Projekts ist daher die Entwicklung von Verfahren zur Ermittlung und Erhöhung der Wandlungsfähigkeit von Schutzsystemen und Verfahren zur Folgenabschätzung für Kritische Infrastrukturen.

Wandlungsfähigkeit von Systemen

Unter Wandlungsfähigkeit wird die Fähigkeit eines Systems verstanden, sich selbst effizient und schell an veränderte Anforderungen anpassen zu können. Um die Wandlungsfähigkeit Kritischer Infrastrukturen zu untersuchen, werden bestimmte Indikatoren aus dem Kontext Unternehmensarchitekturen auf Katastrophenschutzkonzepte übertragen. Die notwendigen Indikatoren werden in dem jeweiligen Anwendungskontext eruiert und operationalisiert, so dass ein Abbild für die Wandlungsfähigkeit der Anwedungsdomäne erzeugt werden kann. Beispiele für Indikatoren sind beispielsweise: (1) Skalierbarkeit, (2) Modularität oder (3) Verfügbarkeit. Die (1) Skalierbarkeit eines Systems wird durch seine Kapazitätseigenschaften bestimmt. Hier ist es von Vorteil, wen sich notwendige Einsatzmittel möglichst automatisiert hinzufügen und entfernen lassen. (2) Modularität betrifft Systemelemente wie zum Beispiel Gebäude, Einsatzmittel, Einsatzkräfte und auch Informationssysteme. Module werden als selbständig agierende Einheiten oder Elemente verstanden, die eine hohe Austauschbarkeit und Kompatibilität untereinander gewährleisten. (3) Verfügbarkeit umfasst den zeitlich und räumlich unabhängigen Zugriff auf die Funktionen des betrachteten Systems.

Folgenabschätzung für Kritische Infrastrukuren

Die Erarbeitung eines Verfahrens für die integrierte Katastrophenfolgenabschätzung und Schutzkonzeptfolgenabschätzung bildet den zweiten Projektschwerpunkt. Beispielshafte Verfahren für eine Anwendung von Folgenabschätzungen sind die Technikfolgenabschätzung und die Gesetzesfolgenabschätzung.

Praktische Erprobung des entworfenen Vorgehensmodell

In enger Kooperation mit den Projektpartnern und unter Einbeziehung von Experten aus den Katastrophenschutzbehörden und Hilfsorganisationen werden das zuvor entworfene Vorgehensmodell zur Folgenabschätzung wie auch die entwickelte Methode zur Analyse der Wandlungsfähigkeit angewandt und hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit geprüft. Berücksichtig wird dabei stets die Wahrung der kontextunabhängigen Übertragbarkeit durch übergreifende Problemstellungen.

Projektpartner, Fördermittel und Daten

Das EU-geförderte Forschungsprojekt EUKRITIS wird vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Potsdam in Kooperation mit dem Ministerium des Innern des Landes Brandenburg als Konsortialführer und weiteren Praxispartnern durchgeführt. Projektpartner: BASF Schwarzheide GmbH, Staatliche Feuerwehr Westpommern (Polen)
Laufzeit: 2008 - 2009
Ansprechpartner: Christof Thim

Ausblick: EUKRITIS II

Das Projekt EUKRITIS hat deutlich gemacht, dass effizienter und nachhaltiger Schutz Kritischer Infrastrukturen eine enge Vernetzung von Verwaltung, Wirtschaft, privaten Organisationen und Wissenschaft auf allen Ebenen erfordert. Diese engere Zusammenarbeit fokussiert das Anschlussprojekt EUKRITIS II, das die Entwicklung eines virtuellen Netzwerkes (Informations- und Kommunikationsportal) zum Infrastrukurenschutz zum Ziel hat.